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Рассказ «Знатный холостяк» (Der adlige Junggeselle) на немецком языке – Артур Конан Дойль

Детективный рассказ «Знатный холостяк» (Der adlige Junggeselle) на немецком языке – читать онлайн, автор – Артур Конан Дойль. «Знатный холостяк» (Der adlige Junggeselle) входит в самый известный сборник Артура Конан Дойля «Приключения Шерлока Холмса» (рассказы о лондонском детективе стали очень популярными среди читателей Великобритании и других стран, а позже были переведены на многие самые распространённые языки мира).

Остальные повести и рассказы, которые написал британский писатель Артур Конан Дойль, а также различные литературные произведения других известных писателей вы найдёте в разделе «Книги на немецком языке». Для детей и для начинающих создан раздел «Сказки на немецком».

Для тех, кто самостоятельно изучает немецкий по фильмам, создан раздел «Фильмы на немецком языке», а детей заинтересует раздел «Мультфильмы на немецком».

Для тех, кто хочет учить немецкий язык не только самостоятельно, но и с преподавателем, есть информация на странице «Немецкий по скайпу».

 

Теперь переходим к чтению рассказа «Знатный холостяк» (Der adlige Junggeselle) на немецком языке, автор книги – Артур Конан Дойль.

 

Der adlige Junggeselle

 

Die Hochzeit von Lord St. Simon und ihr seltsamer Ausgang ist längst nicht mehr Gegenstand des Interesses jener erhabenen Kreise, in denen der unglückliche Bräutigam verkehrt. Neue Skandale und deren pikantere Einzelheiten haben die Geschichte verdunkelt und den Klatsch von dem vier Jahre alten Drama abgezogen. Da es aber Grund gibt, anzunehmen, daß nie alle Details an die Öffentlichkeit gelangt sind und weil mein Freund Sherlock Holmes beträchtlichen Anteil an der Aufklärung der Angelegenheiten hatte, glaube ich, ein Buch über die Denkwürdigkeiten seines Lebens ohne eine kleine Skizze dieser Episode wäre unvollständig. Es war einige Wochen vor meiner eigenen Hochzeit, noch lebte ich mit Holmes zusammen in der Wohnung in der Baker Street, als mein Freund, von einem Nachmittagsbummel zurückgekehrt, einen Brief auf dem Tisch vorfand. Ich war den ganzen Tag im Zimmer geblieben, denn es hätte plötzlich zu regnen angefangen, ein heftiger Herbstwind wehte und die Gewehrkugel, die zum Andenken an die Teilnahme am Afghanischen Feldzug noch in einer meiner Gliedmaßen steckte, pochte mit dumpfer Hartnäckigkeit. Ich lag im Lehnstuhl, die Beine auf einem zweiten Sessel, rings um mich ein Berg Zeitungen, doch schließlich, randvoll mit den Nachrichten vom Tage, hatte ich alles beiseite gelegt und mich träge ausgestreckt. Mein Blick hing an dem riesigen Wappen und dem Monogramm auf dem Briefumschlag und ich fragte mich, wer wohl der adlige Korrespondent meines Freundes sein mochte.

"Da liegt eine vornehme Epistel", bemerkte ich, als er eintrat. "Ihre Morgenpost kam, wenn ich mich recht erinnere, von einem Fischhändler und von einem Zollbeamten."

"Ja, meine Briefe besitzen den Charme, der Abwechslung", antwortete er lächelnd, "und die von den bescheidenen Leuten sind gewöhnlich die interessanteren. Der hier sieht mir aus wie eine der unwillkommenen Einladungen zu einer Gesellschaft, die einen zur Langeweile oder zur Lüge zwingen."

Er brach das Siegel und überflog den Inhalt.

"Aber nein, das könnte sich als interessant herausstellen."

"Also keine Geselligkeit?"

"Nein, etwas ganz und gar Berufliches."

"Und von einem adligen Klienten?"

"Von einem der Ranghöchsten in England."

"Mein Lieber, ich gratuliere."

"Ich versichere Ihnen, Watson, ohne Heuchelei: Die Stellung, meines Klienten ist für mich von minderem Belang als sein Fall. Dabei ist es aber durchaus möglich, daß die Stellung in diesem neuen Auftrag eine Rolle spielt. Sie haben doch die letzten Zeitungen eifrig gelesen, stimmt's?"

"Es scheint so", sagte ich kläglich und deutete auf den riesigen Packen in der Ecke. "Ich hatte sonst nichts zu tun."

"Das fügt sich glücklich, denn da werden Sie vielleicht in der Lage sein, mir unter die Arme zu greifen. Ich habe nichts gelesen als die Nachrichten aus der Welt des Verbrechens und die Todesanzeigen. Letztere sind immer lehrreich. Aber wenn Sie die neuesten Ereignisse so gründlich verfolgt haben, müßten Sie doch auch etwas über Lord Simon und seine Vermählung gelesen haben."

"O ja. Und mit größter Aufmerksamkeit."

"Das ist gut. Der Brief kommt von Lord St. Simon. Ich werde ihn vorlesen, und zum Dank sehen Sie die Zeitungen durch und zeigen mir alles, was sich auf die Angelegenheit bezieht. Im Brief steht folgendes: ›Mein lieber Mr. Sherlock Holmes, Lord Backwater sagt mir, daß ich unbedingtes Vertrauen in Ihr Urteil und Ihre Diskretion setzen kann. Ich habe mich deshalb entschlossen, mich an Sie zu wenden und Sie hinsichtlich eines sehr schmerzlichen Ereignisses im Zusammenhang mit meiner Hochzeit um Rat zu bitten. Mr. Lestrade von Scotland Yard ist in der Sache schon tätig gewesen, aber er versichert mir, daß er keinen Einwand gegen eine Zusammenarbeit mit Ihnen hätte, ja sogar annehme, Sie könnten weiterhelfen. Ich werde heute nachmittag um vier Uhr bei Ihnen vorsprechen. Sollten Sie zu der Zeit andere Verpflichtungen haben, hoffe ich, Sie nennen mir einen neuen Termin, da diese Angelegenheit von höchster Wichtigkeit ist. Ihr ergebener Robert St. Simon‹ Der Brief wurde in Grosvenor Mansions geschrieben, und zwar mit einem Federkiel, und Seine Lordschaft hatte das Malheur, dabei einen Tintenfleck am rechten kleinen Finger abzubekommen", stellte Holmes fest, indem er die Epistel wieder zusammenfaltete. "Er schreibt, vier Uhr. Jetzt ist es drei. In einer Stunde wird er hier sein. Also bleibt mir gerade noch Zeit, mich mit Ihrer Hilfe in der Angelegenheit umzutun. Sehen Sie die Zeitungen durch und ordnen Sie die Mitteilungen in zeitlicher Folge, während ich mich darum kümmere, wer unser Klient ist."

Er nahm einen rot eingebundenen Band aus einer Reihe von Nachschlagewerken auf dem Kaminsims.

"Hier steht es", sagte er, setzte sich und legte das aufgeschlagene Buch auf die Knie. ›"Robert Walsingham de Vere St. Simon, zweiter Sohn des Duke of Balmoral‹ - hm! Wappen: ›Azur, drei Fußangeln über dunklem Querbalken. - Geboren 1846 ‹ Er ist einundvierzig Jahre alt, also höchste Zeit für die Ehe. War Unterstaatssekretär für die Kolonien in einer der vergangenen Regierungen. Der Duke, sein Vater, war einmal Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten. Sie haben Plantagenet-Blut in direkter Abstammung und durch die weibliche Linie Tudor-Blut. Ha! Nun, hier steht nicht viel Wissenswertes. Ich glaube, Watson, ich muß mich an Sie halten, wenn ich etwas Solideres erfahren will." "Mir bereitet es keine Schwierigkeiten, zu finden, was ich benötige", sagte ich, "denn die Dinge liegen noch nicht weit zurück und mir schienen sie bemerkenswert. Ich wollte mit Ihnen nicht über sie sprechen, da ich weiß, daß Sie mit einer Untersuchung beschäftigt sind und daß Sie es nicht mögen, wenn man Sie dann mit anderen Sachen belästigt"

"Ach, Sie meinen das kleine Problem mit dem Möbelwagen vom Grosvenor Square. Das ist gelöst. Schließlich war es von Anfang an durchschaubar. Bitte, informieren Sie mich über Ihre Auswahl aus den Zeitungen."

"Das hier ist die erste Notiz, auf die ich gestoßen bin. Sie steht in den Gesellschaftsnachrichten der ›Morning Post‹ und stammt, wie Sie sehen, von vor ein paar Wochen. ›Eine Trauung wurde festgesetzt‹, heißt es da, ›zwischen Lord Robert St, Simon, zweitem Sohn des Duke of Balmoral, und Miss Hatty Doran, einziger Tochter des Aloysius Doran, Esq. aus San Francisco, Cal.; USA. Sie wird, wenn das Gerücht zutrifft, in allernächster Zeit stattfinden. Das ist alles."

"Bitte, kurz und bündig", bemerkte Holmes und streckte seine langen, dünnen Beine in Richtung Kamin. "In einem der Gesellschaftsblätter derselben Woche ist das weiter ausgemalt. Aha, hier habe ich die Notiz. ›Bald wird der Ruf nach Schutzzöllen auf dem Heiratsmarkt laut werden, denn das gegenwärtig herrschende Freihandels-Prinzip scheint sich gewichtig gegen unser Landesprodukt auszuwirken. Die Führung der Adelsfamilien Großbritanniens geht allmählich in die Hände unserer schönen Cousinen von jenseits des Atlantik über.

Letzte Woche wurde die Liste der Preise, die diese entzückenden Invasorinnen erringen, um einen bedeutenden erweitert. Lord St. Simon, der sich länger als zwanzig Jahre gegen die Pfeile des kleinen Gottes gefeit gezeigt hat, teilt uns nun seine bevorstehende Trauung mit Miss Hatty Doran mit, der Tochter eines kalifornischen Millionärs. Miss Doran, deren bezaubernde, auffallende Erscheinung große Aufmerksamkeit bei den Festen in Westbury House erregte, ist einziges Kind und es heißt überall, daß ihre Mitgift sich auf eine beträchtliche Summe in den Sechsstelligen beläuft und daß in der Zukunft noch mehr zu erwarten sei. Da es ein offenes Geheimnis ist, daß der Duke of Balmoral in den letzten Jahren gezwungen war, seine Bilder zu verkaufen und da Lord St. Simon, abgesehen von den kleinen Liegenschaften in Birchmoor, über eigenen Besitz nicht verfügt, liegt es auf der Hand, daß die kalifornische Erbin nicht alleinige Gewinnerin an der Verbindung sein wird, durch die sie die Befähigung erhält, den Übergang vom Stande einer republikanischen Dame zur Inhaberin eines britischen Titels leicht zu vollziehen ‹" "Gibt es sonst noch etwas?" fragte Holmes gähnend.

"O ja, reichlich. Hier ist eine Notiz der ›Morning Post‹, in der es heißt, daß die Hochzeit in aller Stille abgehalten werden soll und zwar in St. George am Hanover Square, nur ein halbes Dutzend intimer Freunde sei eingeladen und die Gesellschaft werde sich von der Kirche zu dem Haus am Lancaster Square, das Mr. Aloysius Doran gemietet hat, begeben. Zwei Tage später - also am letzten Mittwoch - gab es dann eine kurze Verlautbarung, daß die Hochzeit stattgefunden habe und daß das Paar die Flitterwochen in Lord Backwaters Sitz bei Petersfield verbringen wolle. Das ist alles, was vor dem Verschwinden der Braut erschien."

"Vor dem was?" fragte Holmes und fuhr hoch. "Dem Verschwinden der Lady."

"Wann ist sie denn verschwunden?"

"Während des Hochzeitsfrühstücks."

"Wirklich? Das ist interessanter, als zu erwarten, ganz dramatisch."

"Ja, ich hatte auch den Eindruck, es sei ziemlich ungewöhnlich."

"Sie verschwinden oft vor der Zeremonie und manchmal in den Flitterwochen. Doch an etwas so Übereiliges kann ich mich nicht erinnern. Bitte, erzählen Sie mir die Einzelheiten. Vielleicht können wir sie ein bißchen komplettieren."

"Was vorliegt, wurde gestern durch einen einzigen Artikel in einer Morgenzeitung gebracht. Den werde ich Ihnen vorlesen. Er trägt die Überschrift ›Ungewöhnliches Ereignis auf vornehmer Hochzeit ‹ Dann heißt es: ›Die Familie von Lord Robert St. Simon ist durch die eigenartigen und schmerzlichen Vorfälle am Tage seiner Hochzeit aufs äußerste bestürzt. Die Zeremonie wurde, wie gestern bereits kurz gemeldet, vollzogen. Erst jetzt hingegen ist es möglich geworden, die seltsamen Gerüchte zu bestätigen, die sich so hartnäckig gehalten haben. Trotz der Versuche von Freunden, die Dinge zu vertuschen, blieb die öffentliche Aufmerksamkeit davon derart angezogen, daß wir den Betroffenen keinen guten Dienst erweisen, wenn wir etwas vernachlässigen, das Tagesgespräch geworden ist. Bei der sehr stillen Zeremonie In St. George am Hanover Square waren nur der Vater der Braut, Mr. Aloysius Doran, der Duke of Balmoral, Lord Backwater, Lord Eustache und Lady Clara St. Simon (der jüngere Bruder und die Schwester des Bräutigams) und Lady Alicia Whittington zugegen. Die Gesellschaft begab sich anschließend zum Haus des Mr. Aloysius Doran am Lancaster Square, wo ein Frühstück bereitet war. Es scheint, als hätte es etwas Ärger mit einer Frau gegeben - ihr Name konnte nicht festgestellt werden - die sich nach der Hochzeitsgesellschaft gewaltsam Einlaß in das Haus verschaffen wollte, indem sie behauptete, einen Anspruch auf Lord St. Simon zu haben. Erst nach einer peinlich langen Szene konnten der Butler und ein Diener sie hinauswerfen. Die Braut, die glücklicherweise vor der unangenehmen Störung das Haus betreten hatte, saß mit den anderen beim Frühstück, als sie eine plötzliche Indisposition empfand und sich in ihr Zimmer zurückzog. Da ihre lange Abwesenheit zu Bemerkungen Anlaß gab, ging ihr Vater nachzusehen, doch er erfuhr von der Zofe, sie sei nur für einen Augenblick im Zimmer gewesen, habe Mantel und Hut genommen und dann eilig fortgegangen. Ein Diener erklärte, eine so gekleidete Dame habe das Haus verlassen, er sei aber nicht auf den Gedanken gekommen, daß es seine Herrin war, da er sie in der Gesellschaft vermutete. Nachdem Mr. Aloysius das Verschwinden seiner Tochter festgestellt hatte, benachrichtigten er und der Bräutigam die Polizei und es wurden energische Untersuchungen eingeleitet, die wahrscheinlich bald Licht in die ungewöhnliche Geschichte bringen werden. Bis zum späten Abend des gestrigen Tages sind allerdings noch keine Nachrichten über den Verbleib der vermißten Lady nach außen gedrungen. Es gibt Gerüchte über unehrliches Spiel und es heißt, die Polizei habe die Verhaftung der Frau angeordnet, die den ärgerlichen Zwischenfall vorm Haus verursacht hatte, weil sie glaube, daß die Frau aus Eifersucht oder aus einem anderen Motiv möglicherweise in das sonderbare Verschwinden der Braut verwickelt sei ‹"

"Ist das alles?"

"Es gibt noch eine kleine Notiz in den Morgenzeitungen, aber da handelt es sich um eine Vermutung."

"Und um welche?"

"Daß Miss Flora Millar, die Dame, die da gestört hat, wirklich verhaftet worden sei. Sie soll früher Tänzerin im ›Allegro‹ gewesen sein und außerdem den Bräutigam seit Jahren kennen. Sonst werden keine weiteren Einzelheiten mitgeteilt. Sie kennen nun den ganzen Fall - soweit er in der Presse bekanntgemacht wurde."

"Es scheint ein äußerst interessanter Fall zu sein. Um nichts in der Welt möchte ich ihn missen. Aber es klingelt, Watson und da die Uhr einige Minuten nach vier zeigt, hege ich keinen Zweifel, daß das unser adliger Klient ist. Lassen Sie sich nicht einfallen zu gehen. Ich sähe es sehr gern, wenn ich einen Zeugen hätte, und sei es nur, daß er mein Gedächtnis unterstützt."

"Lord Robert St. Simon", verkündete unser junger Diener und stieß die Tür auf. Ein Gentleman trat herein. Er hatte ein angenehmes, intelligentes Gesicht mit kräftiger Nase. Er war bleich, um den Mund spielte eine gewisse Launenhaftigkeit und er hatte das stete, offene Auge dessen, der gewohnt ist, daß seinen Befehlen Folge geleistet wird. Er gab sich energisch, doch vermittelte seine ganze Erscheinung einen unklaren Eindruck von Alter, denn er ging ein wenig gebeugt und die Knie waren leicht gekrümmt. Auch sein Haar, das wir sahen, da er den Hut mit der hochgebogenen Krempe abnahm, ergraute schon an den Schläfen und war oben dünn: Was seine Kleidung anging, so war sie gewählt, fast stutzerhaft: hoher Kragen, schwarzer Gehrock, weiße Weste, gelbe Handschuhe, Lackschuhe und helle Gamaschen. Er kam langsam ins Zimmer, wandte den Kopf von links nach rechts und die Hand schwang die Schnur, an der sein goldenes Pincenez hing.

"Guten Tag, Lord St. Simon", sagte Holmes, stand auf und verbeugte sich. "Bitte, setzen Sie sich in den Korbstuhl. Das ist mein Freund und Kollege Dr. Watson. Rücken Sie ein wenig zum Feuer und wir werden die Angelegenheit durchsprechen."

"Eine höchst peinliche Angelegenheit, wie Sie bald erkennen werden, Mr. Holmes. Ich bin zutiefst betroffen. Man sagte mir, Sie hätten bereits einige so delikate Fälle bearbeitet, Sir, wenn ich auch annehme, daß sie wohl nicht auf solch hohem gesellschaftlichem Niveau lagen."

"Sie irren. Ich begebe mich hinunter."

"Wie bitte?"

"Mein letzter Klient dieser Art war König."

"Oh, wirklich! Das wußte ich nicht. Und welcher König?"

"Der König von Scandinavia." "Wie! War ihm seine Frau abhanden gekommen?"

"Sie werden verstehen", sagte Holmes verbindlich, "daß ich den Affären meiner anderen Klienten die gleiche Diskretion zukommen lasse, die ich auch Ihnen verspreche."

"Natürlich! Ganz recht! Ganz recht! Ich bitte um Entschuldigung. Was meinen Fall angeht, so bin ich bereit, Ihnen jede Information zu erteilen, die Sie brauchen, um sich eine Meinung zu bilden."

"Danke. Ich bin im Bilde über das, was in den Zeitungen veröffentlicht wurde, mehr weiß ich nicht. Ich nehme an, das darf ich alles als richtig voraussetzen - diesen Artikel zum Beispiel, der sich mit dem Verschwinden der Braut befaßt." Lord St. Simon überflog ihn. "Ja, er stimmt soweit."

"Aber es bedarf noch mancher Ergänzung, bevor man sich eine Meinung bilden kann. Ich denke, ich werde am besten an die von mir benötigten Fakten gelangen, wenn ich Sie befrage."

"Bitte."

"Wann sind Sie Miss Hatty Doran zum ersten Mal begegnet?"

"Vor einem Jahr. In San Francisco."

"Sie bereisten die Staaten?"

"Ja."

"Haben Sie sich damals verlobt?" "Nein."

"Aber Sie standen freundschaftlich zueinander?"

"Ihre Gesellschaft war mir angenehm und sie bemerkte, daß sie mir angenehm war."

"Ihr Vater ist sehr reich?"

"Es heißt, er sei der reichste Mann an der Pazifikküste."

"Und wie hat er sein Geld verdient?"

"Durch Bergbau. Vor einigen Jahren besaß er noch nichts. Er stieß auf Gold, investierte es und kam mit großen Sprüngen voran."

"Nun - was für einen Eindruck haben Sie vom Charakter der jungen Lady, Ihrer Frau?"

Der Edelmann schwenkte sein Pincenez ein wenig schneller und starrte ins Feuer.

"Sie müssen verstehen, Mr. Holmes", sagte er, "meine Frau war bereits zwanzig, als ihr Vater reich wurde. Sie ist frei in einem Schürferlager aufgewachsen, wanderte durch Wälder und Berge, so daß ihre Erziehung eher aus der Welt als von einem Schulmeister stammt. Sie ist das, was wir in England einen Wildfang nennen, eine eigenwillige Natur, ungebunden und frei, unbeleckt von jeder Art Tradition. Sie ist ungestüm - vulkanisch hätte ich fast gesagt. Sie ist schnell entschlossen und setzt ihre Entschlüsse furchtlos in die Tat um. Auf der anderen Seite hätte ich ihr nicht den Namen gegeben, den zu tragen ich die Ehre habe", (er ließ ein vornehmes Hüsteln hören), "wäre ich nicht überzeugt gewesen, daß sie im Grunde Adel besitzt. Ich glaube, sie ist zu heroischer Selbstaufopferung fähig und widerstrebt allem Unehrenhaften."

"Haben Sie eine Fotografie von ihr?" "Ich habe dies hier mitgebracht."

Er öffnete ein Medaillon und zeigte uns das Gesicht einer wunderschönen Frau. Es war keine Fotografie, sondern eine Miniatur auf Elfenbein, und der Künstler hatte die ganze Wirkung des prächtigen schwarzen Haars, der großen dunklen Augen und des vollkommenen Mundes eingefangen. Holmes betrachtete das Bild lange und ernst. Dann schloß er das Medaillon und reichte es Lord St. Simon zurück.

"Die junge Dame kam also nach London und Sie erneuerten die Bekanntschaft?"

"Ja, ihr Vater brachte sie zur letzten Londoner Saison herüber. Ich traf sie einige Male, verlobte mich mit ihr und habe sie dann geheiratet."

"Sie bringt, hörte ich, eine beträchtliche Mitgift ein."

"Eine anständige Mitgift. Nicht mehr als in unserer Familie üblich." "Und die verbleibt selbstredend bei Ihnen, da die Trauung ein afait accompli ist?"

"In dieser Sache habe ich keine Nachforschungen angestellt."

"Natürlich nicht. Sahen Sie Miss Doran am Tage vor der Hochzeit?"

"Ja."

"War sie guter Dinge?"

"Sie war nie besser aufgelegt. Sie redete viel davon, was wir in Zukunft unternehmen sollten."

"Wirklich. Das ist interessant. Und am Morgen des Hochzeitstages?"

"Sie war so fröhlich wie nur möglich - wenigstens bis zum Ende der Zeremonie."

"Und dann haben Sie eine Wandlung an ihr beobachtet?"

"Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich bemerkte, was mir zuvor nie aufgefallen war, daß sie ein wenig heftig sein kann. Der Zwischenfall war zu unbedeutend, so daß man ihn überhaupt übergehen könnte und er hat keinen Einfluß auf den Fall."

"Bitte, erzählen Sie ihn uns trotzdem."

"Ach, es ist kindisch. Sie ließ ihr Bouquet fallen, als wir uns zur Sakristei begaben. Sie befand sich neben der ersten Bankreihe und das Bouquet fiel ins Gestühl. Es gab eine kleine Verzögerung, aber der Gentleman, der dort saß, reichte ihr das Bouquet zurück und es schien durch den Fall nicht gelitten zu haben. Doch als ich sie daraufhin ansprach, antwortete sie mir kurz angebunden, und im Wagen, auf dem Weg nach Hause, schien sie unvermindert erregt über diese Nichtigkeit."

"So also war das. Sie sagten, es saß ein Gentleman dort in der Bank. Dann war also doch Öffentlichkeit zugegen?"

"Ja. Es ist unmöglich, sie ganz auszuschließen, da die Kirche jedem offen steht."

"War dieser Gentleman nicht ein Freund Ihrer Frau?"

"Nein, nein! Ich nenne ihn nur aus Höflichkeit einen Gentleman,. Er sah ganz gewöhnlich aus. Ich hätte ihn kaum bemerkt. Aber ich glaube, wir kommen ziemlich weit von der Sache ab."

"Dann ist Lady St. Simon also in einer weniger heiteren Gemütsverfassung von der Trauung zurückgekehrt, als sie sie besaß, ehe sie aufbrach. Was tat sie, nachdem sie das Haus ihres Vaters wieder betreten hatte?"

"Ich sah, wie sie sich mit ihrer Zofe unterhielt."

"Und wer ist die Zofe?"

"Sie heißt Alice. Eine Amerikanerin, sie kam mit ihr aus Kalifornien."

"Ein Vertrauensverhältnis?"

"Ein bißchen zu vertraulich. Mir sagten, ihre Herrin erlaubte zu viele Freiheiten. In Amerika sieht man so etwas natürlich mit anderen Augen."

"Wie lange sprach sie mit dieser Alice?"

"Oh, ein paar Minuten. Ich hatte an anderes zu denken."

"Sie hörten nicht, was gesagt wurde?"

"Lady St. Simon sagte etwas wie ›einen Anteil fordern‹. Solcher Slang ist ihr geläufig. Ich habe keine Ahnung, was sie meinte."

"Der amerikanische Slang ist manchmal sehr bildhaft. Und was tat Ihre Frau nach dem Gespräch mit der Zofe?"

"Sie ging ins Frühstückszimmer."

"An Ihrem Arm?"

"Nein, allein. In kleinen Dingen ist sie sehr unabhängig. Als wir dann ungefähr zehn Minuten gesessen hatten, stand sie schnell auf, murmelte einige Worte der Entschuldigung und verließ den Raum. Sie kam nicht zurück."

"Aber die Zofe Alice bezeugt, daß sie in ihrem Zimmer war, einen Mantel über ihr Brautkleid warf, einen Hut aufsetzte und das Haus verließ."

"Ganz recht. Und später wurde sie gesehen, wie sie mit Flora Millar in den Hyde Park ging, einer Frau, die jetzt in Gewahrsam sitzt. Am Morgen hatte sie in Mr. Dorans Haus eine Störung verursacht."

"Ah ja. Ich würde gern etwas über die junge Dame erfahren und über Ihre Beziehungen zu ihr."

Lord St. Simon zuckte die Schultern und hob die Brauen.

"Einige Jahre waren wir freundschaftlich miteinander verbunden - sehr freundschaftlich, möchte ich sagen. Sie war angestellt im ›Allegro‹. Ich habe sie nicht ungenerös behandelt, sie hat keinen Grund, sich über mich zu beklagen. Aber Sie wissen ja, wie Frauen sind, Mr. Holmes. Flora ist ein liebes kleines Ding, aber äußerst hitzköpfig und mir sehr ergeben. Sie schrieb mir schreckliche Briefe, als sie erfuhr, daß ich heiraten wollte und, um die Wahrheit zu sagen, ich wollte die Trauung in aller Stille vollziehen lassen, weil ich fürchtete, daß es einen Skandal in der Kirche geben könnte. Sie erschien vor Mr. Dorans Haus, als wir eben angekommen waren und versuchte einzudringen und dabei gebrauchte sie gegenüber meiner Frau sehr schmähende Ausdrücke und stieß sogar Drohungen aus. Aber ich hatte Derartiges vorausgesehen und die Diener instruiert, die warfen sie bald hinaus. Sie beruhigte sich, als sie einsah, daß es keinen Sinn haben würde, einen Aufstand zu machen." "Hat Ihre Frau alles mit angehört?"

"Gott sei Dank nein."

"Und später wurde sie zusammen mit dieser Frau gesehen?"

"Ja und das ist es, was Mr. Lestrade von Scotland Yard so ernst stimmt. Man scheint zu glauben, Flora habe meine Frau hinausgelockt und ihr eine schreckliche Falle gestellt."

"Nun, es wäre möglich."

"Denken Sie das auch?"

"Ich sagte nicht, es sei wahrscheinlich. Aber halten Sie es für möglich?"

"Ich glaube, Flora könnte keiner Fliege etwas zuleide tun."

"Dennoch. Eifersucht ist eine seltsame Macht, sie vermag den Charakter zu verändern. Bitte, sagen Sie mir, was für eine Theorie Sie haben hinsichtlich dessen, was geschah?"

"Nun, ich bin gekommen, damit eine Theorie gefunden wird. Ich habe alle Tatsachen vor Ihnen ausgebreitet. Da Sie jedoch fragen, kann ich sagen: Mir erscheint möglich, daß eine allgemeine Aufregung, das Bewußtsein, auf gesellschaftlichem Gebiet einen so ungeheuren Schritt nach vorn getan zu haben, bei meiner Frau eine kleine nervliche Verstörung ausgelöst hat."

"Kurz: Daß sie plötzlich wirr wurde."

"Nun, wenn ich in Betracht ziehe, daß sie plötzlich den Rücken gekehrt hat - ich sage nicht mir, aber doch so vielem, das viele ohne Erfolg anstreben - ja dann kann ich mir ihre Reaktion nicht anders erklären."

"Das ist gewiß eine annehmbare Hypothese", sagte Holmes lächelnd. "Und nun, Lord St. Simon, kann ich sagen, ich habe fast alle Daten, die ich benötige. Dürfte ich fragen, ob Sie am Frühstückstisch so saßen, daß Sie aus dem Fenster schauen konnten?"

"Wir sahen die gegenüberliegende Straßenseite und den Park." "Aha. Ich glaube, ich brauche Sie nicht länger aufzuhalten. Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben."

"Wird es Ihnen möglich sein, den Fall zu lösen?" fragte unser Klient, indem er sich erhob. "Ich habe ihn gelöst."

"Wie? Was sagten Sie?"

"Ich sagte, ich habe ihn gelöst."

"Wo ist denn meine Frau?"

"Das ist ein Detail, das ich schnellstens liefern werde."

Lord St. Simon schüttelte den Kopf. "Ich fürchte, daß es klügere Köpfe braucht als den Ihren oder den meinen", bemerkte er, und mit einer vornehmen altmodischen Verbeugung verabschiedete er sich.

"Es war sehr freundlich von Lord St. Simon, meinen Kopf zu ehren, indem er ihn mit dem seinen auf eine Stufe stellte", sagte Holmes lachend. "Ich will jetzt einen Whisky mit Soda trinken und eine Zigarre rauchen nach all der Fragerei. Ich hatte meine Schlüsse über den Fall bereits gezogen, ehe unser Klient ins Zimmer trat."

"Na, na, Holmes!"

"Ich besitze Aufzeichnungen über ähnliche Fälle, die allerdings nicht, wie ich schon festgestellt habe, gleichermaßen leicht durchschaubar waren. Alle meine Fragen dienten nur dazu, meine Mutmaßungen in Gewißheit zu verwandeln. Ein Beweis, der aus den konkreten Umständen erwächst, ist gelegentlich sehr überzeugend, wie wenn Sie eine Forelle in der Milch entdecken, um Thoreaus Beispiel zu zitieren:"

"Aber ich habe alles gehört, was Sie hörten."

"Ohne jedoch die bereits vorliegenden Fälle zu kennen, die mir so gute Dienste leisten. Vor einigen Jahren gab es in Aberdeen ein Parallelbeispiel und ein Jahr nach dem französisch-preußischen Krieg ereignete sich in München etwas sehr ähnliches. Einer dieser Fälle... , aber hallo, da ist Lestrade! Guten Tag, Lestrade! Auf der Anrichte finden Sie ein Glas und in der Kiste Zigarren." Der Polizist erschien im Schmuck einer blauen Tuchjacke und gleichfarbener Krawatte und sah so ausgesprochen maritim aus. In der Hand trug er einen schwarzen Segeltuchbeutel. Nach kurzem Gruß setzte er sich und zündete sich eine von den angebotenen Zigarren an.

"Was gibt es?" fragte Holmes augenzwinkernd. "Sie sehen unzufrieden aus."

"Ich bin unzufrieden. Und das geht aufs Konto dieses teuflischen Falls nach der Hochzeit von St. Simon. Ich weiß nicht, wo da vorn und hinten ist."

"Wirklich? Sie überraschen mich."

"Hat man denn auch je eine so verdrehte Sache gehört? Alle Fäden scheinen mir aus den Fingern zu gleiten. Den ganzen Tag befasse ich mich mit nichts anderem."

"Und ganz naß sind Sie dabei geworden", sagte Hohnes und legte ihm die Hand auf den Ärmel der Seemannsjacke. "Ich habe den Serpentine-Teich abgesucht."

"Warum, um Gottes willen?"

"Um die Leiche von Lady St. Simon zu finden."

Sherlock Holmes lehnte sich tief in den Sessel und lachte fröhlich.

"Haben Sie auch das Bassin auf dem Trafalgar Square abgesucht?"

"Wieso? Was meinen Sie damit?"

"Weil Sie im einen wie im anderen Tümpel gleiche Chance haben, die Lady zu finden."

Lestrade warf meinem Gefährten einen ärgerlichen Blick zu. "Ich nehme an, Sie wissen schon alles", knurrte er.

"Nun, ich habe zwar soeben erst die Tatsachen erfahren, aber meine Meinung steht bereits fest."

"Tatsächlich! Dann denken sie also, daß der Serpentine-Teich keine Rolle in der Angelegenheit spielt?"

"Ich halte es für sehr unwahrscheinlich."

"Dann könnten Sie vielleicht freundlicherweise erklären, wieso wir das hier da drin gefunden haben."

Er stülpte einen Beutel um und ließ ein seidenes Hochzeitskleid, ein Paar weiße Satinschuhe, einen Brautstrauß und einen Brautschleier - alles verfärbt und völlig durchnäßt - auf den Fußboden fallen.

"So!" sagte er und legte einen neuen Ehering auf den Haufen, "nun haben Sie eine kleine Nuß zu knacken."

"Ach, wirklich", sagte mein Freund und blies blaue Rauchringe in die Luft. "Das haben Sie alles aus dem Serpentine-Teich gefischt?"

"Nein, das hat ein Parkwächter am Ufer entdeckt. Die Sachen wurden als Kleidung der Lady identifiziert und ich glaube, daß der Leichnam nicht weit von dem Ort sein kann, wo man die Kleider fand."

"Durch solch glänzendes Schlußfolgern kommt man dahin, daß jedermanns Leichnam in der Nähe seiner Garderobe zu finden sei. Bitte, sagen Sie mir, wohin Sie auf die Weise zu gelangen hoffen?"

"Zu einem Beweis, daß Miss Millar in das Verschwinden der Braut verwickelt sein muß."

"Ich fürchte, das wird Ihnen schwerfallen."

"Fürchten Sie das?" rief Lestrade ziemlich verbittert. "Ich fürchte, Holmes, daß Ihre Deduktionen und Schlußfolgerungen nicht sehr brauchbar sind. Innerhalb zwei Minuten haben Sie zwei Böcke geschossen. Dieses Kleid zieht Flora Millar in die Sache hinein."

"Inwiefern?"

"In dem Kleid ist eine Tasche. In der Tasche ist ein Etui für Visitenkarten. In dem Etui befindet sich eine Mitteilung. Hier ist sie."

Er warf einen Zettel auf den Tisch. "Hören Sie: ›Wir treffen uns sofort, wenn alles erledige ist. F. H. M ‹ Nun hatte ich gleich die Theorie, daß Flora Millar Lady St. Simon weggelockt hat und daß sie - mit Kumpanen, versteht sich - für das Verschwinden die Verantwortung trägt. Hier, unterzeichnet mit Flora Millars Initialen, haben wir nun die Nachricht, die der Lady zweifelsohne vor ihrem Hause zugespielt wurde und mit der man sie köderte."

"Sehr gut, Lestrade", sagte Holmes und lachte. "Das haben Sie wirklich gut gemacht. Zeigen Sie mal."

Er nahm das Stück Papier interesselos hin, aber sofort erregte es seine Aufmerksamkeit. Ich hörte an einem leisen Schrei, daß es ihn zufriedenstellte.

"Das hier ist wirklich wichtig", sagte er. "So, finden Sie?"

"Auf jeden Fall. Ich gratuliere Ihnen von Herzen."

Lestrade erhob sich triumphierend und beugte sich über Holmes.

"Aber was machen Sie denn?" jammerte er los. "Sie betrachten ja die falsche Seite."

"Im Gegenteil. Das ist die richtige Seite." "Die richtige Seite? Sind Sie, verrückt? Auf der anderen steht die Nachricht, mit Bleistift geschrieben."

"Und hier steht etwas, das wie ein Teil einer Hotelrechnung aussieht, und die interessiert mich sehr."

"Das bedeutet gar nichts. Das habe ich als erstes gelesen", sagte Lestrade. "›4. Okt.; Zimmer 8 Schilling, Frühstück 2 Schilling 6 Pence, Cocktail 1 Schilling, Lunch 2 Schilling 6 Pence, Glas Sherry 8 Pence.‹ Ich kann damit nichts anfangen." "Das glaube ich. Trotzdem ist sie sehr wichtig. Und was die Nachricht angeht: die ist auch wichtig, wenigstens die Initialen. Lassen Sie sich also noch einmal gratulieren."

"Ich habe genug Zeit verschwendet", sagte Lestrade und stand auf. "Ich bin für harte Arbeit und halte nichts davon, am Kamin zu sitzen und schöne Theorien auszuspinnen. Guten Tag, Mr. Holmes. Wir werden sehen, wer der Sache zuerst auf den Grund kömmt."

Er sammelte die Kleidungsstücke zusammen, stopfte sie in den Beutel und ging zur Tür.

"Noch etwas, Lestrade", sagte Holmes gedehnt, ehe sein Rivale verschwand. "Ich verrate Ihnen die richtige Lösung. Lady St. Simon ist eine Fiktion. Es gibt keine Lady St. Simon, und es hat nie eine gegeben."

Lestrade sah meinen Gefährten traurig an. Dann wandte er sich zu mir, tippte dreimal mit dem Finger an seine Stirn, schüttelte schwermütig den Kopf und eilte davon. Kaum hatte Lestrade die Tür geschlossen, als Holmes aufstand und den Mantel anzog.

"Das hat etwas für sich, was der Bursche über harte Arbeit gesagt hat", bemerkte er, "und so glaube ich, daß ich Sie für eine Weile Ihren Zeitungen überlassen muß." Es war kurz nach fünf Uhr, als Sherlock Holmes ging, aber ich kam nicht dazu, mich einsam zu fühlen, denn es war noch keine Stunde vorbei, als ein Delikatessenhändler mit einer sehr großen, flachen Kiste erschien. Er hatte einen Jungen mit und die beiden leerten die Kiste und breiteten zu meinem wachsenden Staunen auf unserem bescheidenen Mahagonitisch ein ausgesprochen epikureisches kleines Abendessen aus. Da gab es ein paar kalte Waldschnepfen, einen Fasan, eine pute de foie gras und dazu einige alte, spinnwebbedeckte Flaschen. Nachdem sie die Köstlichkeiten aufgetragen hatten, verschwänden die zwei wie Geister aus Tausendundeiner Nacht, ohne anderes erklärt zu haben, als daß dies hierher beordert und bezahlt worden sei. Kurz vor neun Uhr kam Sherlock Holmes ins Zimmer. Seine Miene war ernst, aber in seinem Auge stand ein Leuchten und daran erriet ich, daß seine Schlußfolgerungen ihn nicht getäuscht hatten.

"Der Abendbrottisch ist also schon gedeckt", sagte er und rieb sich die Hände. "Sie scheinen Gesellschaft zu erwarten. Man hat für fünf gedeckt."

"Ja, ich habe eine Ahnung, Gäste könnten vorbeischauen.", sagte er. "Ich bin überrascht, daß Lord St, Simon noch nicht eingetroffen ist. Ha! Ich glaube, ich höre seinen Schritt auf der Treppe."

Es war wirklich unser Besucher vom Morgen. Brüsk trat er ein, sein Pincenez schwang heftiger denn je, und seine aristokratischen Züge wirkten schwer verstört.

"Hat meine Botschaft Sie also erreicht?" fragte Holmes. "Ja. Ich muß gestehen, daß mich der Inhalt über die Maßen erstaunt hat. Besitzen Sie Beweise für das, was Sie behaupten?"

"Die besten." Lord St. Simon sank in einen Sessel und strich mit den Händen über die Stirn. "Was wird der Duke sagen", murmelte er, "daß einem der Familie solche Demütigung widerfuhr?"

"Es ist der reinste Glücksfall. Ich kann nicht gutheißen, daß Sie von Demütigung sprechen."

"Ah, Sie betrachten diese Dinge von einem anderen Standpunkt aus."

"Ich sehe nicht, wie jemandem Schuld zugeschoben werden könnte. Ich weiß nicht, wie die Lady anders hätte handeln sollen, wenn auch ihre plötzliche Art zweifellos zu bedauern ist. Sie hat keine Mutter und so gab es niemanden, der sie in solch einer Krise hätte beraten können."

"Es handelt sich um Geringschätzung, Geringschätzung vor aller Öffentlichkeit", sagte Lord St. Simon und klopfte mit den Fingern auf den Tisch. "Sie müssen gegen das arme Mädchen Nachsicht üben, das sich in einer so unerhörten Lage befand."

"Ich werde keine Nachsicht üben. Ich bin wirklich zornig, man hat mich schändlich mißbraucht."

"Ich glaube, es hat geklingelt", sagte Holmes. "Ja, ich höre Schritte auf dem Treppenabsatz. Für den Fall, daß ich Sie nicht überreden kann, die Angelegenheit in einem milderen Licht zu sehen, habe ich jemanden bestellt, der vielleicht erfolgreicher als ich sein wird."

Er öffnete die Tür und ließ eine Dame und einen Herrn herein.

"Lord St. Simon", sagte er, "erlauben Sie, daß ich Sie mit Mr. und Mrs. Francis Hay Moulton bekannt mache. Der Dame, denke ich, sind Sie bereits begegnet."

Beim Anblick der Neuankömmlinge war unser Klient von seinem Platz aufgesprungen; er stand nun sehr gerade, die Augen niedergeschlagen und eine Hand in den Gehrock geschoben - ein Bild beleidigter Würde. Die Dame tat einen schnellen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen, aber er hob den Blick nicht. Vielleicht war das gut für seine Entschlossenheit, denn ihrem bittenden Gesicht war schwer zu widerstehen.

"Du bist zornig, Robert", sagte sie, "Nun ja, Du hast allen Grund dazu."

"Bitte, keine Entschuldigung", sagte Lord St. Simon bitter. "Oh, ich weiß, daß ich dich wirklich schlecht behandelt habe und daß ich mit dir hätte sprechen müssen, ehe ich das Haus verließ. Aber ich war ganz durcheinander und wußte nicht, was ich tun oder sagen sollte, seit ich Frank wiedergesehen hatte. Ich wundere mich nur, daß ich nicht ohnmächtig vor dem Altar hingefallen bin."

"Möchten Sie vielleicht, Mrs. Moulton, daß mein Freund und ich das Zimmer verlassen, während Sie Ihre Erklärung abgeben?"

"Wenn ich meine Meinung äußern dürfte", sagte der fremde Herr, "ich finde, es hat in der Sache schon ein bißchen viel Geheimnistuerei gegeben. Ich für meinen Teil möchte, daß ganz Europa und Amerika die Wahrheit hören."

Er war ein kleiner, drahtiger, sehr lebhafter Mann, sonnengebräunt und mit scharfen Gesichtszügen.

"Dann will ich unsere Geschichte auf der Stelle erzählen", sagte die Dame. "Frank und ich lernten uns im Jahre "81 in McQuires Camp kennen, nahe der Rockies, wo mein Vater eine Schürfstelle besaß. Wir verlobten uns. Aber dann stieß mein Vater eines Tages auf ein reiches Goldnest und machte ein Vermögen, während der arme Frank eine Schürfstelle besaß, die erschöpft war und zu nichts kam. Je reicher Papa wurde, um so ärmer wurde Frank, so daß schließlich Pa nichts mehr von unserer Verbindung hören wollte und mich nach Frisco brachte. Frank gab aber nicht auf. Er folgte mir und wir trafen uns, ohne daß Pa das geringste davon erfuhr. Er wäre nur wütend geworden, und so machten wir alles unter uns ab. Frank sagte, er würde es auch zu einem Vermögen bringen und seinen Anspruch auf mich erst dann erheben, wenn er genauso viel hätte wie Pa. Da versprach ich ihm, bis ans Ende der Zeit auf ihn zu warten und schwor, keinen anderen zu heiraten, solange er lebte. ›Warum sollten wir dann nicht auf der Stelle. heiraten‹, sagte er, ›so weiß ich, daß ich dich sicher habe, aber ich werde auf meinen Rechten als dein Mann nicht bestehen, bis ich wieder bei dir bin ‹ Nun, wir beredeten es, und er hatte alles so nett vorbereitet und auch schon einen Geistlichen mitgebracht, daß wir es sofort taten. Frank ging dann weg, sein Glück zu suchen, und ich ging zurück zu Pa. Als nächstes erfuhr ich von Frank, er sei in Montana und dann zog er auf Goldsuche nach Arizona; zuletzt hörte ich von ihm aus New Mexico. Danach las ich einen langen Zeitungsbericht über ein Goldschürferlager, in das Apachen eingefallen waren und Franks Name stand auf der Liste der Getöteten. Ich fiel in Ohnmacht und lag Monate sehr krank. Pa dachte, ich hätte die Schwindsucht und schleppte mich zu den Ärzten von halb Frisco. Ein Jahr und länger kriegte ich keine Nachricht, so daß ich nicht daran zweifelte, daß Frank wirklich tot war. Dann kam Lord St. Simon nach Frisco und dann fuhren wir nach London und die Trauung wurde arrangiert und Pa war sehr angetan. Aber ich fühlte die ganze Zeit, daß kein Mann der Welt würde den Platz einnehmen können, den ich meinem armen Frank eingeräumt hatte. Dennoch wäre ich meinen Pflichten nachgekommen, wenn ich mit Lord St. Simon verheiratet gewesen wäre. Wir können unserer Liebe nicht befehlen, wohl aber unserem Tun. Ich ging mit ihm mit dem Vorsatz zum Altar, ihm eine so gute Frau zu Sein, wie es mir nur möglich war. Aber Sie können sich vorstellen, was ich fühlte, als ich kurz vorm Altar zurückblickte und sah, wie Frank aus der ersten Bankreihe mich anschaute. Erst dachte ich, es sei sein Geist, aber auch als ich ein zweites Mal hinguckte, war er noch da, mit einer Frage in den Augen, als ob er wissen wollte, ob ich froh sei, ihn wiederzusehen, oder ob ich es bedauerte. Ich wundere mich jetzt noch, daß ich nicht umgefallen bin. Ich erinnere mich, daß sich alles um mich drehte und daß die Worte des Geistlichen mir wie das Summen einer Biene in den Ohren klangen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Konnte ich die Zeremonie unterbrechen und eine Szene in der Kirche machen? Ich warf Frank wieder einen Blick zu und er schien zu wissen, was ich dachte, denn er hob einen Finger an die Lippen, wie um mir zu bedeuten, ich sollte still sein. Dann sah ich, daß er etwas auf ein Stück Papier kritzelte und ich wußte, er würde mir eine Nachricht zukommen lassen. Als ich beim Hinausgehen an seinem Platz war, ließ ich ihm mein Bouquet in den Schoß fallen und er schob mir die Nachricht in die Hand, als er die Blumen zurückgab. Es war nur eine Zeile. Er bat mich, zu ihm zu kommen, wenn er das Zeichen gab. Natürlich zweifelte ich keine Sekunde, daß ich vor allem ihm verpflichtet bin, und beschloß, zu tun, was immer er verfügte. Zu Hause erzählte ich alles meiner alten Zofe, die ihn aus Kalifornien kannte und ihn immer gut leiden mochte. Ich befahl ihr, niemandem etwas zu sagen. Sie packte für mich einige Sachen zusammen und legte mir den Mantel zurecht. Ich weiß, ich hätte mit Lord St. Simon sprechen müssen, aber das war furchtbar schwer vor seiner Mutter und all diesen vornehmen Leuten. Ich entschloß mich nur, davonzulaufen und es später zu erklären. Ich saß noch keine zehn Minuten am Tisch, als ich Frank draußen auf der anderen Straßenseite sah. Er winkte mir und ging dann in Richtung Park. Ich stahl mich fort, zog mich um und folgte ihm. Eine Frau trat auf mich zu und erzählte mir etwas über Lord St. Simon - nach dem wenigen, das ich hörte, scheint es mir, als hätte auch er vor der Hochzeit ein kleines Geheimnis gehabt - aber es gelang mir, von ihr loszukommen und Frank einzuholen. Wir stiegen in eine Droschke und fuhren zum Gordon Square, wo er ein Zimmer gemietet hatte und das war dann meine wahre Hochzeit nach all den Jahren des Wartens. Frank war Gefangener der Apachen, konnte entfliehen, kam nach Frisco, erfuhr, daß ich ihn für tot aufgegeben hatte und nach England gereist war, folgte mir und machte mich ausgerechnet am Tage meiner zweiten Trauung ausfindig."

"Ich hatte es in einer Zeitung geles en", erklärte der Amerikaner. "Da standen nur der Name und die Kirche, aber nicht, wo die Dame wohnte."

"Wir besprachen, was wir tun sollten, Frank war für Offenheit, aber ich schämte mich so sehr, daß ich am liebsten verschwunden wäre, keinen wiedergesehen und Pa vielleicht einen kurzen Brief geschrieben hätte, um ihm mitzuteilen, daß ich am Leben war. Es war schrecklich für mich, an alle die Lords und Ladys zu denken, wie sie um den Frühstückstisch saßen und darauf warteten, daß ich zurückkehrte. So bündelte Frank meine Hochzeitssachen zusammen, damit man mich nicht entdecken sollte und er warf alles an einen Ort, wo sie niemand finden konnte. Wahrscheinlich wären wir morgen nach Paris gereist, aber nun erschien heute abend dieser werte Herr, Mr. Holmes, bei uns - ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er das angestellt hat - und er machte uns sehr freundlich klar, daß ich falsch und Frank richtig dachte und wir uns beide mit der Heimlichtuerei ins Unrecht setzten. Er bot uns die Möglichkeit, mit Lord St. Simon allein zu sprechen und da sind wir sofort hergekommen. Nun hast du alles erfahren, Robert, und es täte mir sehr leid, wenn ich dir Schmerz bereitet habe und ich hoffe, du denkst nicht allzu schlecht von mir."

Lord St. Simon hatte keinesfalls seine steife Haltung aufgegeben, war aber mit gerunzelter Stirn und zusammengepreßten Lippen, dem langen Bericht gefolgt.

"Entschuldigen Sie", sagte er, "aber es ist nicht meine Gewohnheit, meine intimsten Angelegenheiten auf diese Weise öffentlich zu bereden."

"Dann verzeihst du mir nicht? Du gibst mir zum Abschied nicht die Hand?"

"O gewiß, wenn es Ihnen Vergnügen macht."

Er hielt seine Hand hin und nahm kühl die, die sich ihm entgegenstreckte.

"Ich hatte gehofft", gab Holmes zu verstehen, "daß Sie uns bei einem freundlichen Abendessen Gesellschaft leisten würden."

"Ich glaube, da verlangen Sie ein bißchen zuviel", erwiderte Seine Lordschaft. "Man kann mich dazu bringen, daß ich mich über die Jüngsten Vorfälle beruhige, aber man kann kaum erwarten, daß ich sie vergnüglich finde. Mit Ihrer Erlaubnis wünsche ich Ihnen nun eine sehr gute Nacht."

Er machte vor uns allen eine feierliche Verbeugung und verließ steifbeinig das Zimmer.

"Ich rechne darauf, daß wenigstens Sie uns mit ihrer Gesellschaft beehren", sagte Sherlock Holmes. "Ich freue mich immer, wenn ich einen Amerikaner kennenlerne, Mr. Moulton, denn ich zähle zu jenen, die daran glauben, daß die Torheit eines Königs und die Unbesonnenheit eines Regenten in längst vergangenen Zeiten unsere Kinder nicht abhalten werden, eines Tages Bürger ein und desselben Landes unter einer Flagge zu sein, in der der Union Jack und die Stars and Stripes Platz haben."

"Der Fall war interessant", stellte Holmes fest, nachdem unsere Besucher gegangen waren, "denn durch ihn wird sehr deutlich, wie einfach die Erklärung einer Angelegenheit sein kann, die auf den ersten Blick unlösbar erscheint. Nichts konnte unlösbarer scheinen. Nichts ist natürlicher als die Abfolge der Ereignisse, wenn die junge Dame sie erzählt und nichts befremdlicher als die Schlüsse, wenn man die Dinge sieht, zum Beispiel, mit den Augen des Mr. Lestrade von Scotland Yard."

"Sie selber haben nicht geirrt?"

"Gleich anfangs sind mir zwei Tatsachen aufgefallen: daß die Dame sich ganz aus freien Stücken der Trauungszeremonie unterzogen hat und daß sie ihr Tun bereits bereute, als sie nur ein paar Minuten zu Hause war. Offensichtlich hatte sich im Verlaufe des Morgens etwas ereignet, das diesen Gesinnungswandel herbeiführte. Was für ein Ereignis mochte das gewesen sein? Draußen konnte sie mit niemandem gesprochen haben, denn sie befand sich in Begleitung des Bräutigams. Hatte sie aber jemanden gesehen? Wenn dem so war, dann mußte dieser Jemand aus Amerika gekommen sein, denn sie hatte erst eine so kurze Zeit in unserem Land zugebracht, daß kein Mensch sie derart tief beeindruckt haben konnte, daß sein bloßer Anblick sie bewog, ihre Pläne völlig über den Haufen zu werfen. Wie Sie sehen, hat uns ein Prozeß des Ausschließens auf den Gedanken gebracht, sie könnte einen Amerikaner gesehen haben. Aber wer war dieser Amerikaner und aus welchem Grund mochte er soviel Einfluß auf sie besitzen? Es mußte ein Liebhaber sein, vielleicht ein Ehemann. Ihre frühen Frauenjahre, das wußte ich, waren in rauher Umgebung und unter seltsamen Bedingungen verlaufen. So weit war ich bereits, ehe ich Lord St. Simons Bericht hörte. Als er uns von dem Mann im Kirchengestühl erzählte, von der Veränderung im Verhalten der Braut, von dem so durchsichtigen Kunstgriff, eine Nachricht zu erhalten, indem man ein Bouquet fallen läßt, davon, daß sie sich zu der vertrauten Zofe flüchtete, daß die sehr bezeichnende Redewendung ›einen Anteil fordern‹ fiel, die im Jargon der Goldminen soviel heißt wie etwas in Besitz nehmen, worauf man den älteren Anspruch hat - das alles machte mir die Situation absolut klar: Sie war mit einem Mann durchgegangen und der Mann war entweder ein Liebhaber oder früherer Gatte, wobei mehr für letzteres sprach."

"Und wie, um alles in der Welt, haben Sie die beiden entdeckt?"

"Das hätte schwierig werden können, aber unser Freund Lestrade hatte eine Nachricht in der Hand, deren Wert er nicht begriff. Die Initialen waren selbstverständlich höchst bedeutend, aber noch wertvoller fand ich, erfahren zu haben, daß der Mann in der letzten Woche seine Rechnung in einem der erlesensten Hotels von London beglichen hatte."

"Woher schlossen Sie darauf, daß es ein erlesenes Hotel war?"

"Von den erlesenen Preisen. Acht Schilling für ein Bett und acht Pence für einen Sherry - das deutet auf eines der teuersten Hotels. Es gibt nicht viele in London, die solche Preise fordern. Im zweiten Hotel, in der Northumberland Avenue, erfuhr ich durch eine Prüfung des Gästebuchs, daß Francis H. Moulton, ein amerikanischer Gentleman, erst am Tage zuvor ausgezogen war, und als ich mir die ihn betreffenden Buchungen ansah, kam ich zu denselben Rechnungsposten, die auf der Quittung standen, Briefe an ihn sollten an die Adresse Gordon Square 226 nachgesandt werden. So fuhr ich dorthin, und ich hatte das Glück, das Liebespaar zu Hause anzutreffen. Ich erdreistete mich, den beiden einige väterliche Ratschläge zu geben und ihnen klarzumachen, daß es in jeder Hinsicht besser sei, wenn sie ihren Stand offenlegten, vor der Allgemeinheit und vor Lord St. Simon im besonderen. Ich schlug ihnen vor, bei mir zusammenzukommen und ich brachte auch, wie Sie erlebt haben, den Lord dazu, meine Einladung wahrzunehmen." "Aber mit wenig Erfolg", stellte ich fest. "Lord St. Simons Betragen war nicht besonders huldvoll."

"Ach, Watson", sagte Holmes und lächelte, " vielleicht wären Sie auch nicht besonders huldvoll, wenn Sie sich nach allem Werben sofort nach der Heirat der Frau und eines Vermögens beraubt sähen. Ich glaube, wir sollten Lord St. Simon mit großer Nachsicht beurteilen und unserem Schicksal danken, daß wir wahrscheinlich nie in so eine Lage kommen werden. Rücken Sie näher mit Ihrem Sessel und geben Sie mir meine Geige, denn das einzige Problem, das uns noch zu lösen bleibt, ist, womit wir uns diese freudlosen Herbstabende vertreiben sollen."

 

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